Sozusagen als goldene Regel ist immer auf penible Sauberkeit zu achten. Das mag zwar spießig klingen ist aber absolute Notwendigkeit (zum Reinigen des Motorgehäuses eignen sich hervoragend Bremsenreiniger oder Motul Motowash). Genauso sollten alle anderen Komponenten am Motor im absoluten Topzustand sein. Denn was nutzt der beste Zylinder wenn die Kurbelwelle schon in der Einfahrphase aufgibt und womöglich den teuren Zylinder zerstört...
Am meisten geschludert wird allerdings bei den Wellendichtringen (auch Simmerringe genannt). Diese müssen immer in Ordnung sein! Falls sie schon das Gemisch raussabbern wird nicht nur viel Leistung verschenkt sondern es besteht akute Klemmergefahr! Daher lieber ein paar Euro extra investieren, es lohnt sich garantiert. Ist alles sauber sollten die Dichtflächen am Gehäuse auf einwandfreien Zustand kontrolliert werden. Aus eigener Erfahrung empfehlen wir zudem immer genügend Zeit und Geduld aufzubringen. Zylinder die eben schnell schnell montiert wurden halten meist genau solange wie man benötigt hat sie auf den Motor zu ‘würgen’.
Desweiteren sollte ein Werkzeug bei der Zylindermontage aus der Werkstatt verbannt werden: Der Hammer!
Jeder Zylinder sollte sich ohne größere Kraftanstrengung montieren lassen. Ist dies nicht der Fall gilt zu prüfen wo der Fehler liegt.
Als nächstes sollte das obere Pleuellager kontrolliert werden. Dabei wird der Kolbenbolzen in das leicht geölte Pleuellager geschoben. Der Kolbenbolzen sollte dabei 'leicht saugend' in das Lager flutschen. Fällt der Bolzen regelrecht in das Lager oder ist ein deutliches Spiel fühlbar muss das obere Pleuellager ausgetauscht werden. Es würde sonst unweigerlich zerstört (und mit ihm meist auch Kolben und Zylinder).
P.S.: Zum einölen eignet sich grundsätzlich jedes Motoröl. Am besten ist natürlich Zweitaktöl. Das kann zur besseren Dosierung in eine Einwegspritze gefüllt werden. Diese sind meist für wenig Geld in Apotheken zu erstehen.
Kleines aber wichtiges Bauteil sind die Kolbenclipse. Diese verhindern das der Kolbenbolzen aus dem Kolben herauswandern kann. Diese müssen mit äußerster Sorgfalt eingesetzt werden! Bevor der Kolben auf das Pleuel montiert wird sollte schon ein Kolbenclips in den Kolben eingesetzt werden (Das erspart bei eingebautem Motor die lästige Fummelei). Die meisten Kolbenclipse sind als normales Drahtprofil (also rund) gestaltet. Mit ein wenig Glück hat der Hersteller einen kleinen Haken stehen lassen (siehe Bild) der den Einbau stark vereinfacht. Dabei wird mit einer geeigneten Zange der Drahtring so in den Kolben gesetzt das er in der dafür vorgsehenen Nut einrastet. Dabei sollte das Häkchen möglichst parallel zum Kolben stehen um zu verhindern das es sich durch die enormen Beschleunigungskräfte selbst ausklinkt.
Achtung: Es gibt verschiedene Kolbenclipsprofile! So werden nicht nur die sog. Drahtringe verwendet sondern auch Seegeringe(häufig bei original Zylindern). Diese haben ein Rechteckprofil und passen nicht in die Nuten der Drahtringe (und andersherum)!!!
Nachdem ein Kolbenclips in den Kolben eingesetzt wurde (möglichst in die Seite die hinterher schlechter Zugänglich ist!) können die Kolbenringe auf den Kolben gezogen werden. Dabei gibt es häufig einen 'verchromten' sowie einen normalen Ring (z.B. Top Performances). Der verchromte Ring kommt immer in die obere Nut. Wichtig ist das die Kolbenringe richtig herum aufgezogen werden. Erkennen kann man das an den offenen Stoßenden. Hier sind die Ringe ausgespart um sich an den Kolbenringsicherungsstiften zu arretieren. Teilweise gibt es auch sog. Minutenringe die ein besonderes Profil haben. Diese können ebenfalls nur in einer Richtung korrekt aufgezogen werden, sonst klemmen sie am Kolben fest. Die meisten Kolbenringe sind sehr elastisch, allerdings brechen sie ohne Vorankündigung. Daher auch hier vorsichtig sein. Nachdem die Ringe richtig aufgezogen wurden kann der Kolben auf das Pleuel montiert werden. Dazu wird der Kolbenbolzen in das Pleuelauge geschoben. Der Bolzen sollte sich dabei nicht im Pleuellager verkanten.
Unbedingt darauf achten das der eingeprägte Pfeil auf dem Kolbenboden in Richtung des Auslaßes zeigt. Ein falschherum montierter Kolben führt zur Zerstörung des Zylinders!
Danach kann der zweite Kolbenclips in den Kolben eingesetzt werden. Vorher sollte allerdings aus 'Sicherheitsgründen' das Kurbelhaus mit einem nicht fusselnden Lappen verschlossen werden. Getreu nach Murphy's law würde sonst garantiert ein Clips in das Kurbelhaus fallen. Sitzt der Kolbenclips in der richtigen Position kann nun die Fußdichtung montiert werden (vorher natürlich den Lappen wieder entfernen). Viele Dichtungen haben eine Prägung in der Dichtfläche. Die erhobene Seite immer in Richtung Gehäuse montieren da es hier am ehesten zu Unregelmäßigkeiten durch Gehäusefugen kommt. Sind die Dichtflächen in Ordnung ist keine zusätzliche Dichtmasse erforderlich.
Nun kann der Zylinder auf den Kolben geschoben werden. Dabei werden die Kolbenringe mit Daumen und Zeigefinger zusammengedrückt. Die Stoßenden der Kolbenringe müssen sich dabei an den Sicherungstiften des Kolbens arretieren. Vorher sollte der Zylinder leicht eingeölt werden (und natürlich vorher von evtl. Bearbeitungsrückständen wie Metallstaub oder Spänen befreit werden. Hierzu eignet sich sehr gut unser Bremsenreiniger). Um die ganze Sache zu vereinfachen dreht man die Kurbelwelle solange bis der Kolben seine tiefste Position erreicht hat. Nun sollte der Zylinder ohne Kraftaufwand ins Motorgehäuse flutschen. Zur Kontrolle dreht man die Kurbelwelle ein paar mal durch und schaut ob sich der Kolben richtig positioniert (UT und OT). Bei irgendwelchen Verdächtigen Geräuschen sollte immer der Grund hierfür gefunden werden. Die Empfehlung:"schleift sich schon bei" ist selten erfolgsträchtig.
Hier sollte nochmals kontrolliert werden ob der Kolben richtig herum eingebaut wurde (Pfeil zum Auslaß!)
Sollte der Zylinderkopf über O-Ringdichtungen verfügen, können diese mittels ein wenig Fett in Position gehalten werden. Dichtmasse ist hierzu nicht so gut geeignet da sich diese meist wieder löst und in den Kühlkreislauf gelangt. Unsere LC Italkitzylinder mit Closed Deck Zylinderkopf werden mit acht kleinen O-Ringen montiert. Diese sind am einfachsten zu montieren wen man sie ganz einfach über die Zylinderstehbolzen schiebt.. Luftgekühlte Zylinder weisen gelegentlich eine Kopfdichtung auf (z.B. D.R. EVO). Diese wird gänzlich ohne Fett oder Dichtmasse montiert. Danach kann der Kopf auf den Zylinder geschoben werden und die Zylinderkopfmuttern zunächst so weit wie möglich mit den Fingern festgedreht. Dann sollte, wenn vorhanden, mittels eines Drehmomentschlüssels die Zylinderkopfschrauben mit 10Nm über Kreuz festgezogen werden. (Misstrauische Naturen gehen bis auf 16Nm hoch). Danach sollte die Kurbelwelle ein paar mal durchgedreht werden um einerseits das Öl gleichmäßig auf der Laufbahn zu verteilen sowie sicherzustellen das der Kolben einwandfrei in der Laufbahn gleiten kann.
1. Ein paar LC (= Liquid Cooled ->Wasser gekühlt) Zylinder weisen ein Entlüftungsventil am Zylinderkopf auf.
2. Dieses sollte vor dem ersten befüllen mit Wasser leicht geöffnet werden.
3. Dann sollte, wenn vorhanden, ein Stück Schlauch vom Entlüftungsnippel bis zum Wassereinfüllstutzen gelegt werden.
4. Nun kann der Vorratsbehälter mit Kühlflüssigkeit aufgefüllt werden. Dabei steigt im Schlauch zwischen Lüfternippel und Vorratsbehälter langsam Wasser auf. Die Luft die dabei noch im System ist wird auf diese Weise herausgedrückt (erkennbar an den aufsteigenden Luftblasen). Steigen keine Luftblasen mehr auf ist das Kühlsystem entlüftet und der Entlüftungsnippel kan wieder geschlossen werden.
So ets bin ich aber fertig puh. Meine Finger rauchen. Wenn ich mal Lust habe stell ich Pic's dazu.
MFG